Hier die Partie:
[Event "Bundesliga 2016/17"]
[Site "Munich GER"]
[Date "2016.10.16"]
[EventDate "2015.09.18"]
[Round "2.1"]
[Result "1-0"]
[White "Michael Adams"]
[Black "Stefan E S Kindermann"]
[ECO "C07"]
[WhiteElo "2745"]
[BlackElo "2509"]
[PlyCount "62"]
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Nd2 c5 4. Ngf3 cxd4 5. Nxd4 Nf6 6. exd5
a6 7. Bc4 exd5 8. Bb3 Bc5 9. Qe2+ Be7 10. N2f3 O-O 11. O-O Nc6
12. Bg5 h6 13. Bh4 Re8 14. Qd3 g5 15. Bg3 Ne4 16. Nxc6 bxc6
17. Ne5 Bd7 18. Nxf7 Kxf7 19. Qxe4 Kg7 20. Qd3 Bf6 21. c3 Qe7
22. Bc2 Kg8 23. Rae1 Qg7 24. Rxe8+ Bxe8 25. Re1 Bf7 26. h3 c5
27. Qf5 d4 28. Qxc5 dxc3 29. bxc3 Bxa2 30. Qc6 Rd8 31. c4 Ra8
1-0
Großmeister Kindermann will es bereits im 14. Zug wissen und zog g7-g5. Ein typischer Anfängerzug, welchen ich meinen Schach-Schülern recht früh versuche austreiben. Aber was ist an diesem Zug eigentlich so schlecht? Immerhin sehen ja die besten Engines diesen Zug nicht als direkten Fehler. Grundsätzlich kann man sagen, dass dieser Zug selbstredend nicht direkt die Partie verliert und Schachengines durchaus in der Lage sind, die Stellung mit Schwarz zu halten. Anders als Menschen sind diese 3200-ELO Boliden aber in der Lage, jede noch so vermurkste Stellungsstruktur geradezubiegen.
Grundsätzlich kann ich es jedem Anfänger und fortgeschrittenen Schachspieler nur dringend empfehlen, sich nach der kurzen Rochade sehr gründlich zu überlegen, ob nach h7-h6 (Läufer vertreiben) der Zug g7-g5 wirklich sinnvoll ist. Um den schwarzen König entstehen einfach sehr viele Schwächen und diese sind für den Gegner sehr einladend. Profis braucht man das normal nicht erklären und es ist für mich einfach unverständlich, wieso Mr. Stefan "Königsplan" Kindermann dem Weltklassespieler GM Michael Adams so in die Karten spielt.
Aber es kommt noch besser. bereits einen Zug später packte Kindermann 15...Se4?? aus. Was soll man dazu sagen?

Seiner schlimmen Lage offenbar nicht bewusst, wandelte Kindermann mit dem Gleichgewichtssinn eines Betrunkenen weiter an der Klippe und zog 17...Ld7??, was dem Weißen eine sehr einfache Taktik zulässt. Ich habe meinen Schülern (DWZ 800 bis DWZ 1100) die Stellung nach 17...Ld7 gezeigt und !jeder! hat auf Anhieb die weiße Antwort 18.Sxf7! gefunden. Normalerweise würde ich 17...Ld7 als den Patzerzug des Jahres bezeichnen, aber Kindermann legte in der Partie noch ein paar Schippen drauf.
Mal abgesehen davon, dass man die Ruine von Schwarz bereits locker aufgeben könnte, spielte Kindermann flockig weiter und entschloss sich im 29.Zug für den haarsträubenden Zug Lxa2. Dieser Bauer war fast schon grün vor Giftigkeit und Kindermann fiel aus allen Wolken, als Weiß mit 31.c4 dem Läufer auf a2 ein leises Servus zum Abschied mit auf den Weg gab. Spätestens hier hätte jeder anständige GM die Notbremse gezogen, die Uhr angehalten und dem Gegner die feuchte Hand zur Aufgabe rübergereicht. Aber nicht Großmeister Kindermann. Dieser packte als Antwortzug auf 31.c4 noch den Zug 31...Ta8 aus, für welchen es im negativen Sinne absolut keinen Superlativ gibt.
Fazit:
Als Autor des Buches "Der Königsplan" kann Kindermann nun einen zweiten Band veröffentlichen. Diesmal mit dem Titel "Der Monarch dankt ab!".