Hier nun die versprochenen Bilder vom letzten Mannschaftskampf. Wir durften diesmal in einem muffigen Raum eines Starnberger Krankenhauses spielen. Die Spielbedingungen waren sehr speziell. Raucher mußten, genauso wie Kaffeetrinker, erstmal 100 Meter Laufweg auf sich nehmen, um entweder einen Kaffee zu bekommen, oder am Glimmstengel ziehen zu können. Dafür waren die Toiletten gefühlte 100 mal schneller zu erreichen und auch einfacher zu finden. Zumindest die hinteren Bretter hatten damit keine Probleme, da man hier einfach dem Fäkalienduft folgen konnte. Wer es wagte, die Toiletten zu betreten, wollte einfach nur schnell wieder raus.
Meinem Gegner waren diese "kleinen" Mängel wohl bewußt, weshalb er sich wohl den Weg sparte und überhaupt nicht antrat. Brett 1 blieb somit von Starnberg II unbesetzt. Sehr speziell war hierbei die Aussage des Mannschaftsführers, der meinte, auf die Schnelle nicht für einen Ersatz hätte sorgen könne. Ja,- sicher ! Starnberg hat ja auch nur ~20 Leute für seine zweite Mannschaft gemeldet. Da ist es schon schwer, auf die stolze Zahl von acht zuverlässigen Spielern zu kommen. Und das auch noch an einem Sonntag.
So fing alles an:
Wir trafen uns pünktlich bei unserem Vereinsheim. Noch auf der Fahrt zum Vereinsheim bekam ich mit, daß unsere Nummer 1 auf gesundheitlichen Gründen ausfallen wird und mir die Ehre teil wird, ihn würdig zu ersetzen. Auch wenn die Sache an Brett 1 nicht leichter wird, so hatte ich doch ein gutes Gefühl, da ich nun mit den weißen Steinen in die Partie starten durfte.
Ja,- auf die Jungs kann man sich einfach verlassen ! Sepp telefoniert noch schnell mit Karsten und klärt die restlichen "Formalitäten".
Schnell wurden wir uns einig, wer wo mitfährt.
Und mit guter Laune gings dann auch schon los.
Sepp legt mal wieder ordentlich vor. Das kennt man ja von seinen Blitzpartien.
Aber auch Herr Fiehl weiß, wie man pünktlich ankommt und freut sich schon auf seinen vierten Mannschafts-Einsatz.
Mist,- da wollte ich einen Schnappschuß vom Frank machen. Aber einfach so nach hinten zielen und abdrücken geht nicht.
Aber jetzt,- ! Auch Frank sieht fit aus und ist wie immer, ein zuverlässiger Vereinskamerad.
Nachdem wir einen Parkplatz fanden, waren wir nach 2-3 Gehminuten am Krankenhaus angelangt. Dort galt es erstmal, den "Spielsaal" zu finden, was auch recht gut klappte. Aber wo ging es nochmal zurück ? Hmmm,- in Krankenhäusern sieht echt alles gleich aus. Wo gibt's Kaffee und warum kann man hier kein Fenster aufmachen ? All diese Fragen wurden nach und nach beantwortet. Aber nun erstmal Jacken aus und umschauen.
Und da kommen auch schon unsere Patienten, oder besser gesagt, Gegner.
Obwohl es zeitlich schon ziemlich knapp war, waren noch nicht alle 16 Bretter aufgebaut. Warum 16 Bretter ? Nunja,- Die erste Mannschaft von Starnberg gesellte sich zu uns und durfte ebenfalls antreten. Allerdings nicht gegen uns, sondern gegen den SV Ilmmünster.
Es dauerte nicht lange,- und alles was ordentlich aufgebaut. Ein dickes Lob an dieser Stelle an den SC Starnberg für dieses tolle Spielmaterial. Da macht es richtig Spaß, Schach zu spielen. Zumindest wenn man einen Gegner hat.
Und mit einem Schlag waren dann auch schon haufenweise Schachspieler um uns herum. Nun geht's bestimmt gleich los.
Die Mannschaftsaufstellungen werden bekannt gegeben und alles hört gespannt zu. Auch unser Punktegarant Karsten ist mittlerweile eingetroffen.
Hier die ersten beiden Bretter der ersten Mannschaft des SC Starnberg, kurz vor Beginn.
Und hier die Bretter 3 bis 5 von SC Starnberg I
und die Bretter 6-8 von der Ersten. Sehen doch alle ganz fit aus.
Und hier nun der Start unseres Mannschaftskampfes. Während an den Brettern 2, 4, 5, 6, 7 und 8 die Partien losgingen, durfte ich an Brett 1 meinen ersten Zug ausführen und die Uhr drücken. Wie bei der Mannschaftsaufstellung mitgeteilt wurde, wird der für den SC Starnberg II an Brett 1 gesetzte Spieler Friedrich Bourquin nicht antreten. Einfach nur ärgerlich und von Starnberg geschickt gemacht. Zuerst wurde unsere Mannschaftsaufstellung abgewartet und dann wurde uns nach Abgabe der Aufstellung mitgeteilt, dass der Spieler an Brett 1 einen Tag vorher absagte. Der SC Starnberg hätte uns das selbstverständlich auch früher mitteilen können, aber vielleicht wollte man ja verhindern, daß alle Spieler unserer Mannschaft ein Brett nach unten rutschen und damit "einfachere" Gegner vogefunden hätten. Wie dem auch sei,- auf den Brettern wurde Gas gegeben und lediglich an Brett 3 fehlte noch unser Kamerad Tibor. Aber der war schon auf dem Weg zum Krankenhaus. Mit Blaulicht wäre er bestimmt auch pünktlich am Brett erschienen
Unser Sepp ! Sieht doch noch alles ganz gut aus. Seine Figuren sind entwickelt und demnächst wird wohl auch sein König in Sicherheit sein.
Hier die wirklich interessante Partie von Karsten. Wie man sieht, spielt sein Gegner eine sehr "eigene" Variante, gegen die Französische Verteidigung. Karsten fackelt da auch nicht lange und zeigt seinem Gegner recht schnell, dass der Damenausflug nach nach d4 nicht nur ein schlechter Zug ist, sondern auch eine schlechte Idee ist.
Arne hat es hier nicht ganz so eilig und zieht es vor, eine ganz solide Stellung auf's Brett zu bekommen.
Mittlerweile ist auch Tibor eingetroffen. Eine ganze Zeit lang sah es hier nach Remis aus.
Und auch beim Hans sieht alles recht gut aus. Aus der Eröffnung hinein ins Mittelspiel, hat er sehr stark gespielt.
Frank kam etwas passiv aus der Eröffnung raus, aber noch ist alles recht solide und offen, für kreative Pläne.
Sehr souverän spielte Herr Fiehl und nutzte die ungenauen Züge seinen Gegners schön aus. Meine absolute Lieblingspartie, des ganzen Mannschaftskampfes.
Bis auf Brett 1, wird an allen Brettern gekämpft.
Hier das TOP-Brett unseres Mannschaftskampfes. Nach 1.e4 und einer vergangenen Stunde, konnte ich für meinen Verein einen vollen Punkt holen. Danach widmete ich meine Aufmerksamkeit der neuen Schachweltmeisterin. Besser gesagt, ihren Partien.
Hier Brett 1 aus der Sicht des Königs.
Auch Starnbergs Erste war voll im Gange.
Interessante Partien, wohin man schaut. An Brett 2 von Starnberg I, kam ein Sweschnikov-Sizilianer aufs Brett. Wirklich sehr interessant, wie früh man hier die ausgetretenen Pfäde verließ.
Zurück zum Brett vom Sepp. Einige Kaffee später, saß er immer noch hochkonzentriert am Brett.
Arne steht zwar passiv, aber hat soweit alles im Griff. Seinen c8-Läufer hat er aktiv ins Spiel gebracht, bevor er mit e7-e6 die Stellung schloß. Strategisch absolut korrekt.
Karstens Stellung spielte sich fast von selbst. Sein Gegner wird nun Doppelbauern auf der c-Linie und einen Isolani auf a2 bekommen. Die Bauernstruktur von Weiß ist danach am Damenflügel zerstört und Karsten bekommt schöne Angriffsziele.
Auch Tibor konnte die Bauernstruktur seines Gegner schwächen, allerdings ist die Remisbreite bei dem vorhandenen Spielzeug (2 Türme + Springer gegen 2 Türme + Läufer) noch sehr hoch.
Hans steht mittlerweile sehr aktiv und bestimmt die Richtung der Partie.
Auch bei Starnberg I wird um jeden Punkt gekämpft.
Die Partie von Arne. Diesmal aus der Sicht des weißen Turmes
Für Karsten ist es nun wichtig, die richtige Idee zu finden und die Partie nach Hause zu fahren. Er spielt schon jetzt, definitiv auf Gewinn. Je mehr Figuren vom Brett verschwinden, desto besser für Karsten. Wenn wir uns in der vorliegenden Stellung die Leicht- und Schwerfiguren wegdenken und nur die Bauern und Könige auf dem Brett lassen, ist der Gewinnweg relativ leicht zu finden. Aber noch ist alles auf dem Brett.
Alle Partien sind im Gange. Mittlerweile ist es im gesamten Raum recht stickig. Mein Versuch, ein Fenster zu öffnen, wurde mit einem kurzen Alarmpiepton quitiert. Alarmgesicherte Fenster ! Im Sommer trifft sich hier bestimmt der Starnberger Saunaklub.
Die Stellung von Karsten sieht doch ganz gut aus. Der König geht ins Zentrum und nun können auch seine beiden Türme zusammenspielen. Weiß zeigte in der Partie keinen Hauch von Aktivität.
Franks Stellung ist hier schon sehr bedenklich. Alle Figuren seines Gegners sind aktiv und schielen in Richtung des schwarzen Königs.
Hier das sehr umsichtige Spiel von Herrn Fiehl. Während der gesamten Partie war er es, der dem Gegner Probleme bereitete.
Auch an den hinteren Brettern von Starnberg I, wurde noch auf vollen Brettern nach Ideen gesucht.
Während an den ersten Brettern schon klar ist wohin die Reise führt.
Karsten konnte es sich leisten, auch mal einen Blick auf die anderen Bretter zu werfen. Hans stand hier schon klar auf Gewinn. Sowas schaut man sich gerne an
Die Stellung von Arne ist sicher.
Auch beim Sepp stehen hier die Aktien gut.
Und wir kommen langsam zum Ende. Während Sepp sich durch eine Verluststellung quälte, hatten Frank und Hans bereits aufgegeben. Im Falle von Hans war das schon sehr unglüklich, da er eine tödliche Gewinnstellung zweizügig einstellte. Arne schloß mit seinem Gegner Frieden und buchte einen halben Punkt auf das Mannschaftskonto. Nun hatte es Karsten und Herr Fiehl in der Hand, den Sack zuzumachen.
Während Sepp noch auf einen Fehler seines Gegners hoffte, suchte Karsten in seiner Gewinnstellung den richtigen Weg.
Nicht nur die Figuren wurden auf Karstens Brett weniger, auch seine Bedenkzeit nahte sich dem Ende entgegen.
Sein Gegner leistete heftigen Widerstand und fand immer wieder Züge.
Hier der Moment, in welchem Herr Fiehl den Sack mit seinen nächsten Zügen zumachen wird.
Und hier endet der Bildbericht. Leider hat es Karsten nicht geschafft, den vollen Punkt einzufahren. Nach ein paar ungenauen Zügen konnte sein Gegner sich sehr glücklich in eine Remisstellung retten. Sepp gab seine Partie am Ende dann doch noch auf.
Am Ende fuhren wir mit einem 4 zu 4 nach Hause und wieder einmal hatte wohl jeder von uns das Gefühl im Bauch, dass mehr drin war. Aber sehen wir es positiv. Starnberg II konnte nun schon zum zweiten Mal nicht gegen den TSV Gilching siegen. Wir haben uns gegen den Tabellenzweiten sehr gut geschlagen und bewiesen, dass man mit uns rechnen muss.