Am gestrigen Sonntag war es mal wieder soweit. Mannschaftskampf in der Zugspitzliga und diesmal zu Gast bei uns in Gauting> der SC Ammersee. Wir erinnern uns an die letzte Saison:
http://forum.topschach.de/sc-ammersee-ein-peinlicher-gastgeber-t970.html
Nun waren wir die Gastgeber. Als ich um 9:45 Uhr eintraf, waren die meisten Spieler schon anwesend, nur wo war der Wirt ? Aua ! Kein Wirt da und in 15 Minuten beginnen die Partien !? Na das fängt ja gut an. Eine Lösung des Problems wurde auch ohne Wirt schnell gefunden, die Aufstellungen abgegeben und kurz vor 10 waren wir spielbereit. Etwas erstaunt war Wolf Preßler, welcher mich fragte, warum ich nicht mitspiele. Tjo,- vor einem Jahr wäre das noch undenkbar gewesen, aber schachlich hat sich beim Gautinger SC einiges getan. Wir haben mittlerweile viele gute Spieler die nur darauf warten, in der ersten Mannschaft zu spielen und da ist es einfach nur fair, auch mal andere Mannschaftskameraden zum Zug kommen zu lassen. Ein absolutes Luxusproblem Selbstverständlich war ich trotzdem vor Ort, um unsere Mannschaft moralisch zu unterstützen. Etwas verwundert hat mich, dass der SC Ammersee nicht in Bestbesetzung mit Lukas Wedrychowski angetreten ist und mit seiner Truppe eher ambitionslos wirkte. Wie ich von einem Schachfreund mitbekommen habe, geht es beim SC Ammersee zunächst nur darum, nicht abzusteigen. Auch war die Rede von einer Formkrise einiger Spieler. Meiner Meinung nach verständlich, wenn man grundsätzlich nur den Klassenerhalt als Ziel hat. Mit Bestbesetzung und etwas Ehrgeiz wäre für die erste Mannschaft des SC Ammersee bestimmt mehr drin. Aber wie so oft, steckt der Fehler im Detail und mit einem Blick auf die bereits laufenden Partien, bestätigte sich meine Vermutung. Fangen wir an Brett 8 an:
Nikutowski,Oliver gegen Kelmes,Frank 1:0
Oliver ist in dieser Saison unser Abstauber. Die Partie verlief wie eine typische Partie in welcher ein min. 1900er auf einen 1500er trifft. Beide Seiten entwickelten sich anständig und irgendwann machte Olivers Gegner dann die entscheidenden Fehler. Man muss nur geduldig sein und darf nichts überziehen. Beim Tennis würde man sagen, dass man den Ball immer wieder ohne Risiko zum Gegner zurück schlägt, bis dieser den Ball ins Aus oder ins Netz schlägt.
Zwicker,Andreas gegen Floeren,Ernst 0,5:0,5
Der erste Einsatz von Andi in der ersten Mannschaft. Auf beiden Seiten ein recht fragwürdiges Spiel. Andi konnte gegen Ende der Partie zweizügig eine Figur gewinnen, fand aber ein Vorrücken des Bauern verpflichtender. Leider ein Fehlgriff. Sein Gegner hatte ein recht starkes Freibauernduo, aber auch Andi hatte genug Spiel. Das Remis geht in Ordnung.
Sperber,Ulrich gegen Bergmann,Marcus 1:0
Bereits beim Vereinsabend am letzten Donnerstag war klar, dass Bergmann mit Schwarz zum Franzosen greifen würde. Zitat: "Ja,- den wird er mit Sicherheit spielen und mit Sicherheit genauso falsch, wie er ihn immer spielt." Und so kam es auch. Während Uli einen Angriff am Königsflügel vorbereitete, ging es Bergmann wohl nur darum, seine Figuren so schlecht, wie nur möglich zu "entwickeln". Bei geschlossenem Zentrum stellte er einmal mehr seine Dame nach b6. Das hat er wohl irgendwann man irgendwo in irgendeiner Variante im Franzosen gesehen. Also muss das ja gut sein. Bergmann spielt Züge, anstatt die Stellung zu spielen. Anstatt am Damenflügel Druck aufzubauen, zog er einfach irgendwas. Uli verschärfte die Stellung und bot einen Bauern an, den Bergmann zunächst nicht nahm. Erst als es wirklich schlecht war, dieses Bauerngeschenk anzunehmen, entschloss er sich diesen kleinen Bauern zu nehmen. Stellungsverständnis ? Fehlanzeige ! Zu guter Letzt kam Bergmann dann auch noch in Zeitnot, was ihn aber offensichtlich nicht störte. Anstatt einfach irgendwas zu ziehen, was die Stellung zusammenhält und der Zeitkontrolle entgegenkommt, ließ er gemütlich seine Zeit herunterlaufen. Bei so einem Spieler wird klar, warum der SC Ammersee so depressiv wirkt.
Wurster,Axel gegen Preßler,Wolf 1:0
Nachdem Axel recht gut aus der Eröffnung kam und gegen Ende mit 2 Mehrbauern einfach in ein gewonnenes Endspiel hätte abwickeln können, verkomplizierte er die Stellung und gab Wolf Pressler die Chance zum Angriff. Leider wollte Wolf Pressler zu schnell zu viel und verdarb seine Gewinnstellung. Ein glücklicher Sieg für Axel.
Wörl,Alexander gegen Schöner,Christoph,Dr. 0,5:0,5
Ali hat in der Eröffnungsphase viel Zeit verbraten und kam mit Weiß zunächst nicht ordentlich ins Spiel. Es entstand auf dem Brett eine Art Vorstoß-Franzose, in welcher Schöner recht vorteilhaft stand. Dann allerdings begann der Spaß. Zunächst zog Schöner blind mit seiner Dame am Damenflügel umher, nur um anschließend das Zentrum mittels c5c4 zu schließen und reumütig mit der Dame zurückzuwandern. Die Zeit nutze Ali und bereitete einen Angriff vor, wie man ihn beispielsweise vom GPA her kennt. Zwischendurch hätte Ali eine Zugwiederholung erzwingen können und damit in die Punkteteilung gehen, aber seine Stellung war mittlerweile recht vielversprechend. Leider verpulverte Ali mehr und mehr Zeit. Hier und da lagen Opferideen in der Luft. Mit 3 Minuten auf der Uhr und noch etwa 20 Zügen bis zur Zeitkontrolle, war zum Berechnen keine Zeit. Ali machte alles richtig und sicherte seine Stellung mit schnellen Zügen ab. Auch Schöner kam langsam aber sicher in Zeitnot. Fand dann auch die Idee, am Damenflügel mit den Bauern vorzugehen. Bevor irgendetwas Entscheidendes am Brett passierte, hatte man sich auf Remis geeinigt. Auch das geht in Ordnung, wobei der halbe Punkt, den Schöner für den Käse den er spielte erhalten hat, noch zuviel sind.
Ipfelkofer,Frank gegeb Preßler,Paul 1:0
Auf diese Partie habe ich mich gefreut. Preßlers Paule begann in gewohnter Manier die Partie sehr aggressiv. Er stört den Gegner früh und spielt immer auf den vollen Punkt. Tja,- solange er die Initiative hat, spielt er recht gut. Nachdem sich allerdings der Sturm auf dem Brett verzogen hatte und das eigentliche Schach spielen begann, schaute Paul recht ratlos aufs Brett und verbrauchte immer mehr Zeit. Frank war nun in seinem Element und verbesserte Zug um Zug die einst ausgeglichene Stellung zu seinem Vorteil. Als Paul vor den Trümmern stand und das Matt sich nicht mehr verhindern ließ, gab er auf. Paul ist ein guter Angriffsspieler, der sich in scharfen Stellungen wohl fühlt. Mit reduziertem Material auf dem Brett, wirkt er allerdings recht hilflos. Wenn er es schafft, dieses Manko zu beseitigen, ist eine zukünftige DWZ von 2000 mit Sicherheit sehr realistisch. Paul ist einer der wenigen Spieler beim SC Ammersee, der mit Ambition und Spaß Schach spielt. Mal schauen, wie lange der SC Ammersee diesen Spieler noch halten kann.
Fischer-Brandies,Alexander gegen Kayser,Fritz 1:0
Eine sehr klare Sache war diese Partie. Kayser rennt in der Eröffnung in eine für Schwarz sehr unangenehme Variante, ließ seinen Monarchen unbewacht und wurde anschließend dafür bestraft. Gut gemacht von Alex.
Finsterwalder,Sebastian gegen Hoy,Ralph 0,5:0,5
Diese Partie bot den meisten Kampf, Hoy opferte frühzeitig einen Bauern für freieres Spiel. Die durch das Bauernopfer verursachte Bauernstruktur, ließ eine schnelle Entwicklung der Figuren von Sebastian nicht zu. Richtig ausnutzen konnte das Ralph nicht und Schritt für Schritt befreite Basti seine Figuren. Ralph verlor später die Qualität, danach noch mehr Qualität und erhielt ein Endspiel Turm+Spinger gegen Dame. Den Springer opferte Ralph anschließend noch für einen Bauern und errichtete mit seinem verbliebenen Bauern und Turm eine Festung, welche Basti mit der Dame nicht knacken konnte. Ein hart erkämpftes Remis von Ralph. Ich bin mir sicher, dass für Basti in der Partie wesentlich mehr drin war.
Als Ralph Hoy zum SC Ammersee wechselte, wurde damals sogar vom Aufstieg geträumt. Das ist mittlerweile ein paar Jahre her. Die Träume sind Träume geblieben und es verwundert mich doch sehr, dass dieser Ralph Hoy, der wirklich gutes Schach spielt und bis zum letzten Punkt für die Mannschaft kämpft, weiterhin in dieser Pessimisten-Truppe Schach spielt. Ich kenne ihn als verlässlichen Kämpfer auf den man zählen kann. Wie schlimm muss es sich für diesen Spieler anfühlen, wenn Mannschaftskameraden widerstandslos die Zeit runterlaufen lassen ?
Das 6,5 zu 1,5 ist ein Ergebnis, dass zu erwarten war. Ein 8:0 lag allerdings jederzeit im Bereich des Möglichen.
Lieber SC Ammersee ! Ihr habt eine tolle Schachjugend, welche mit viel Freude das Schachhobby lebt. Wann wacht eure erste Mannschaft aus dem Tiefschlaf auf ?